Brauchtum

Brauchtum - ... was sich zum Teil bis in die heutige Zeit erhalten hat

Die Gemeinde hat seit Juli 2003 einen Ortsheimatpfleger. Dies ist Alois Dirrigl aus Hartenricht.

Tradition und altes Brauchtum werden in allen Bereichen des kulturellen Lebens hochgehalten, besonders auf dem Sektor der Musik. Aus diesem Grunde war 1979 Bezirksheimatpfleger Dr. Eichenseer mit einer Musikgruppe bei einem Ziehharmonika- , Lieder- und Gstanzlabend in Rottendorf. Er war von dem flotten Singen und Musizieren und dem alten, der Forschung weitgehend noch unbekannten Liedgut so beeindruckt, dass er 1980 eine Studiengruppe der Universität Freiburg unter der Leitung von Prof. Dr. Brednich nach Rottendorf entsandte.

Viele Bräuche, die in anderen Gegenden der Oberpfalz schon ausgestorben sind, haben sich in der Gemeinde Schmidgaden, insbesondere in Rottendorf noch erhalten. Die verkehrsmäßige Abgelegenheit des Ortes mag die Ursache dafür sein. Nachfolgend sehen sie eine Aufzählung an Brauchtümern. Nicht alle werden heute mehr "ausgeübt".

Fastnacht

Der Bursche kauft einem Mädchen Brezen. Es heißt: So viele Brezen, wie das Mädchen bekommt, so viele Eier kann der Bursche an  Ostern von ihr verlangen.

Gründonnerstag

Die Eier, die die Hennen am Gründonnerstag legen, werden am Ostersonntag zur Weihe in die Kirche  mitgenommen.

Karsamstag

Am Karsamstag wird der Osterkuchen gebacken (Hefeteig mit Griesfüllung).

Ostersonntag

Der Osterhase kommt, die Kinder suchen die versteckten Osternester.

Ostermontag

Auf dem Acker werden drei Kreuze aus Holz mit Palmkätzchenzweigen als Querbalken gesteckt. Es wird Weihwasser gespritzt und ein Vater Unser gebetet. Dieser Brauch wird auch manchmal am Ostersonntag ausgeübt.

Das Mädchen muss ihrem Freund Ostereier schenken. Verlangt ein Bursche von einem Mädchen Ostereier und sie kommt diesem Wunsch nach, so schließt er daraus, in ihrer Gunst zu stehen. Anstandshalber sollte sie die verlangten Eier geben.

Emmausgang: Die hiesigen Leute gehen zum Gottesdienst nach Gösselsdorf, besuchen nachher die Verwandten oder das Wirtshaus.

Walburgisnacht (30.04.)

Mit Kalkwasser werden auf den Wegen und Straßen Striche gezogen vom Anwesen des Mädchens zur Wohnung des Burschen. Damit soll ein Liebesverhältnis offenbart werden – man will sich damit necken.  Der selbe Brauch wird gepflegt,  wenn nach dem Federnschleissen die angefallenen Kiele gestreut werden.

In der Walburgisnacht ist viel Unfug erlaubt, z.B. die Dorfburschen ziehen den Melkstuhl der Mädchen davon, Tore werden abgehoben und versteckt, der Kamin wird zugedeckt usw.

Maibaum (01.05.)

Der Maibaum wird am Vorabend des 1. Mai in der Dorfmitte aufgestellt. Diese Tradition ist in den Ortschaften Schmidgaden, Trisching, Rottendorf und Gösselsdorf erhalten geblieben.

Mai

Wer als erster im Dorf die Kühe weidet, kann abends, wenn er eintreibt, mit Wasser beschüttet werden (Er wird damit als Habenichts hingestellt) - so der Brauch bis zu der Zeit des Kühhütens.

Pfingsten

Wer in der Familie zuletzt aufsteht, ist der Pfingstlümmel.

Das Pfingstlümmelfahren wird von den älteren Schulkindern ausgeführt. Dazu wird schon am Pfingstsamstag ein Wägerl mit vier Birkenbäumchen und bunten Bändern geschmückt. Die beiden, die das Wägerl ziehen, schmücken sich ebenfalls mit Bändern.  Als Pfingstlümmel wird ein Bub in einen Sack gesteckt. Dieser wird auf dem Wagen spazieren gefahren. Der Pfingstlümmel erhält eine Nadel, um Neugierige abzuwehren. Einige Mädchen tragen einen  Korb für die Eier und einen Topf für das Schmalz, das die Pfingstlümmelfahrer von der Bevölkerung erbitten. Der Pfingstlümmel wird so von Haus zu Haus gefahren.  

Dabei wird folgendes Sprüchlein auswendig vorgetragen:

Pfingstlümmel, Oaschkoarrn,
bist heit Nacht im Bett dafroarn,
waas´d öiha aafgstandn,
waas´d as aa niad worn.

Is da Pfingstlümml im Mühlweg gsessn,
ham-nan d´Mäus´ a Loch öigfressn.
Bäuerin, Bäuerin: Oia und Schmolz,
dass an Pfingstlümml söi Loch wieda zouhold.

Nachdem sie die Sachen erhalten haben, sprechen sie:

Schwicherl, Pfeiferl, Wassastanga,
af s´Joah wölln mas wieda verlanga.
D´Bäurin scheißt Nuß, da Bauer scheißt Kern,
drum ming ma döi Leit halt so gern.

Falls Sie die Sachen nicht bekommen:

D´Bäurin is a Fichse, da Bauer is a Hos,
alle Joah gröing ma wos.

Im letzten Haus werden die Eier gebraten und verspeist. Der Pfingstlümmel darf mit dem Kochlöffel essen.

Allerheiligen

Patenkinder erhalten von ihren Firmpaten den „Allerheiligenzopf“ drei Jahre lang. Ebenso erhalten sie drei Jahre lang an Weihnachten ein Geschenk und zu Ostern Ostereier. Der sog. „Spitzwecken“ ist der letzte „Allerheiligenzopf“, den das Patenkind vom Firmpaten erhält.

Barbarazweige (Barbara 04.12.)

Wenn die abgebrochenen Zweige bis zum Hl. Abend aufblühen, soll im kommenden Jahr in der Verwandtschaft eine Hochzeit sein.

Weihnachten

Ein größeres Mädchen stellt weiß gekleidet, mit Schleier über dem Gesicht, am Hl. Abend das Christkind dar und  beschert die Kinder.

Beim Schlachten

Spießrecken! Die Kinder klopfen mit einem Spieß, an dem ein Wurstzettel befestigt ist, an an das Fenster. Dann wird eine Wurst daran gehängt. Zum Wurstzettel: Darauf steht über jeden Bewohner des betreffenden Hauses etwas lustiges geschrieben.
Am Abend findet das Wurstsuppnfahren statt. Diese Fahrt erfolgt maskiert und wird von Musikanten begleitet. Es wird getanzt und gelacht. Ist der Maskierte erkannt, legt er die Maske ab. Danach folgt ein Essen.

Hochzeit

Die Hochzeitsgäste des Ortes werden von Brautmädchen und Brautführern abgeholt. Der Bräutigam holt mit den Brautführern und den Brautmädchen die Braut in das Hochzeitshaus. Umgekehrt holen nur die Brautführer den Bräutigam ab. Es wird für die Verstorbenen der Verwandtschaft gebetet. Vor dem Kirchgang erhalten die Brautleute den elterlichen Segen. Vereinzelt wird noch die Braut von den Brautmädchen, der Bräutigam von den Brautführern zur Kirche geführt.

Während der Brautmesse werden zwei Sammlungen durchgeführt, nachher eine. Beim Opfergang geben die Brautführer Bratwürste für den Mesner, die Brautmädchen geben ein Gebinde (5 Mark, eine Orange, ein Myrtenstrauß), zusammengebunden mit einem Taschentuch.

Nach der Brautmesse begibt sich das Brautpaar in die Sakristei, um den Herrn Pfarrer einzuladen. Es folgt ein Grabbesuch und es werden die Glückwünsche der Anwesenden entgegengenommen. Auf dem Heimweg versperren die Kinder den Hochzeitszug den Weg mit einem Seil. Das Brautpaar bezahlt die Freigabe des Weges, es wird Geld ausgeworfen.

Das Hochzeitshaus ist abgesperrt. Brautführer und Brautmädchen müssen den versteckten Bierkrug suchen, dann wird die Haustüre aufgesperrt. die Köchin reicht dem Brautpaar je ein Gläschen Schnaps. Wer zuerst ausgetrunken hat, bekommt den Hausschlüssel. Das Brautpaar nimmt seinen Platz im Brautwinkel (Herrgottswinkel) ein.

Zum Hochzeitsmahl

In den Leberknödeln sind Püppchen zu finden.

Weitere Bräuche: Brautschuh versteigern, den Ehering stehlen, die Braut entführen, ein großer, geschmückter Spitzwecken wird von den Brautführern und Brautmädchen gebracht, es werden Kerzen darauf angezündet. Das Türloch ist oft zu klein, um den großen Wecken herein zutragen. Um 24.00 Uhr wird der Brautschleier heruntergetanzt.

Ist ein Todesfall in der Verwandtschaft, so halten die Nachbarn Totenwache. Um Mitternacht wird ein Rosenkranz gebetet.

Kirchliches Brauchtum in Rottendorf

Als örtliches kirchliches Brauchtum in Rottendorf sind die beiden Patroziniumsfeste anzusprechen. Es sind dies der Andreastag am 30.11. (Tag des Kirchenpatrons), sowie das Herz-Jesu-Fest im Juni. Auch der Erntedanktag wird in der Kirche mit einem Erntedank-Gottesdienst gefeiert. Dabei wird die Salz- und Speisenweihe vollzogen.

Wissenswertes zum Hl. Florian

Florian lebte, wie einst die Legende erzählt, zur Zeit des Kaisers Diokletian in der heutigen Stadt St. Pölten und bekleidete ein hohes Amt in der Verwaltung. Er war Christ und wollte gefangene Glaubensbrüder besuchen, um sie in ihrem Mut zu stärken. Unterwegs begegnete er Soldaten, die ihn verhafteten und ihn vor den heidnischen Statthalter Aquilin führten. Dieser versuchte Florian durch allerlei Versprechungen zu bewegen, den heidnischen Göttern zu opfern. Da Florian sich weigerte, ließ er ihn schrecklich martern und befahl, ihm einen Stein an den Hals zu binden und ihn in der Enns zu ertränken. Sein Leichnam wurde an das Ufer gespült, wo ein Adler ihn gegen Verunehrung durch die Heiden verteidigte. In der Nacht erschien der Märtyrer einer frommen Christin mit Namen Valeria und zeigte ihr den Ort, wo er begraben werden sollte. Sein Grab ist die Keimzelle zu einem der bedeutendsten Klöster Österreichs geworden, dem heutigen Augustiner-Chorherrenstift St. Florian bei Linz. Die Kirche feiert seinen Gedenktag am 04. Mai. Er ist der Patron der Feuerwehr, aber auch die Brauer, Böttcher und Kaminkehrer verehren ihn als Schutzheiligen. Fürbittend angerufen wird er auch bei Wassergefahr, bei Sturm und Unfruchtbarkeit der Felder.